Fornminner: Håkonshaugen
 
König Håkon der Gute war 930 bis 960 König in Norwegen. Er fiel 960 in einer Schlacht, wurde nach Lindås gebracht und dort bestattet. Seine Sage ist in den Norwegischen Königssagen, auch Heimskringla genannt, von Snorre Sturlason enthalten. Sein Vater, Harald Hårfagre (Schönhaar) sandte ihn nach England zu König Adalstein (Æthelsten), der ihn aufzog. Er kam als Heide nach England. Der junge Håkon hat wohl im Kloster zu Glastonbury unter anderem christliche Theologie, sowie militärische Strategie und weitere nützliche Dinge gelernt. Er wurde höchstwahrscheinlich auch in England getauft und ist mit einem Bischof genau dann nach Norwegen gekommen, als der derzeitige König, sein Bruder Eirik Blodøks (Blutaxt) aus dem Lande vertrieben wurde (laut der Sage von Egil Skalagrimson war es Egil der einen Nidstang mit Runen setzte, der die Geister Norwegens nicht eher ruhen ließ, bis daß Eirik mit seiner Königin aus dem Lande war, das aber nur am Rande).
Zu dieser Zeit war in Norwegen die nordische Religion vorherrschend, das merkt man allein schon daran, daß Håkon „hauglagt“ - in einem Grabhügel - beigesetzt wurde und nicht in einer Kirche. Wie - wird sich der geneigte Leser fragen - Håkon war doch Christ? Als Håkon merkte, daß der Widerstand gegen das Christentum zu groß war, reformierte er zwar die Gesetze und die Landesstrukturen, ließ aber seinen Untertanen ihren Glauben. Später konvertierte er wieder zum Heidentum, denn er hielt Blot mit Sigurd Ladejarl in Trondheim und aß auch von der Pferdeleber ohne das Kreuzzeichen darüber zu machen, wie es in der Heimskringla nachzulesen ist (Sigurd war Håkons waffenstarkes Rückgrat und er konnte auf die Unterstützung des heidnischen Trønders Sigurd nicht verzichten).
Alles im allen koexistierten beide Religionen, die nordische und die christliche, zur damaligen Zeit friedlich nebeneinander. Diese Koexistenz zerbrach, als die Könige versuchten durch die neue Religion das Land besser zu beherrschen, indem sie das Volk zwangen zu konvertieren. Es gab viele Versuche, das Christentum als Alleinreligion zu etablieren, der wohl berühmteste Vertreter dieser Versuche ist wohl König Olav Haraldson (Olav II), würden sie doch die Freiheit des norwegischen Volkes beschränken und dem Herrscher uneingeschränkte Macht bringen. Doch das Volk weigerte sich, eine frühe Form von Demokratie (Thingrecht, das Håkon reformiert hatte) aufzugeben und diese „Demokratie“ zugunsten eines despotischen Absolutismus einzutauschen. Dies führte dazu, daß 1030 König Olav Haraldson in Stiklestad die Axt eines heidnischen Trønders in seinen Schädel gerammt bekam und er die Frucht seines blutigen Wirkens nicht mehr erlebte. Die Könige nach ihm profitierten von seinem blutigen „Handwerk“ und etablierten das Christentum als Staatsreligion und erhoben ihn mit dem Segen der Kirche posthum zum Heiligen. Aber wir waren ja bei Håkon.
Håkons Güte und die für das Land positiven Reformen machten ihn so berühmt, daß er bis in die heutige Zeit noch verehrt wird und die Könige des 19./20. und 21. Jahrhunderts gerne sich seines Namens bedienen. Der derzeitige Thronfolger heißt beispielsweise Håkon, der derzeitige König ist allerdings ein Harald, HM Harald V. (benannt nach Harald Hårfagre?).
Die Gedenkstätte um den Grabhügel herum mit dem christlichen Altar wurde später im 19. Jhdt. hinzugebaut. Håkon paßt eben sehr gut in die damals aufkeimende christliche Religion, da er ein herausragendes Beispiel an „christlichen“ Tugenden war (seine späte Konvertierung wird wohlüberlegt ignoriert).
Der Ort um den Håkonshaugen ist heute ein gutes Beispiel für die friedliche Synthese zweier Religionen, auch wenn die neuere der beiden ihn für sich beansprucht.
Die alte Religion ist aber bis zum heutigen Tag nicht von der Erde getilgt, wie es beabsichtigt gewesen war. Sie lebt bis heute fort und ist sogar eine vom norwegischen Staat anerkannte Religion.
Kommune Lindås, Hordaland - Norwegen
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