Warum meine Canon EOS 5D selten zum Einsatz kommt ...
 
Vor ein und einem halben Jahr, habe ich sie mir geholt, ein lang gehegter Wunsch ging in Erfüllung, endlich digital, endlich neu und endlich modern! Bis dahin hatte ich nur mit meiner Praktika gearbeitet, die ich mir von meinem hart ersparten Geld zur Jugendweihe gekauft hatte. Wer es unbedingt wissen will, ich habe 1600 Ostmark, für eine Praktica BX20 mit einem 1.8/50er Objektiv und zwei Zwischenringen, hingelegt. Keine Fehlinvestition, wenn man mich fragt, aber eine herbe preisliche Niederlage. Einige Jahre später gab es die BX20s mit zwei Zoomobjektiven und Tasche für 400,- DM! Aber zurück zur digitalen Canon.
Eigentlich wollte ich mir keine so teure Digitalkamera holen, wenn man jedoch blaue Flecke bekommt, wenn man versucht seine „Bockwurstfinger“ in die Griffmulde einer EOS D 350 zu quetschen, dann muß man, also ich, wohl in der Rangliste an geeigneten Kameras aufsteigen. Zumal ich volles Format bei der 5D mitbekam und sich einigermaßen preislich erwägbare, gute bis sehr gute Optiken mit dem System erschließen lassen. Nikon hatte ich damals nicht in Betracht gezogen, da eine ähnliche „Quetschgefahr“ bestand und die guten bis sehr guten Optiken in einer Preislage waren, die ich mir nie erträumt hatte. Abgesehen davon, war ich damals bei den Bezeichnungen der Objektiven bei Nikon nicht schlau geworden. Bei Canon war es einfach - L steht für gut und teuer und der Rest ist nicht erwähnenswert.
Zugegebenermaßen war ich zu der Zeit auch etwas auf die Empfehlungen hörig, die ein bekannter Photograph auf seiner Webseite verlauten ließ die mit be- oder erleuchteten Landschaften zu tun hatte.
Ich habe mir also zum Schluß eine EOS 5d mit dem als durchaus sehr gutem Kit-Objektiv EF 24-105 L IS USM geholt.
Nach einem halben Jahr im Einsatz, die Ausprobierphase war bereits vorbei, und mit der Bekanntschaft von Antonio Stasi in seinem Laden in der Lille Øvregata, veränderte sich meine Beziehung zu Digital dramatisch und das nicht zum Guten für Digital. Die Gründe waren folgende:
1. Verzerrung, als Distortion im Englischem bezeichnet, meines Objektivs und das 24-105er hat viel und genug davon! Die einzige Brennweite die halbwegs Verzerrungsfrei ist, ist 50mm. Ich bin in diesem Bereich sehr pingelig (geworden), da die Linse ja auch nicht gerade billig war und ich muß zugeben, ich habe mehr von der L-Serie erwartet!
2. Kein Blendenring am Objektiv. Ich gebe zu ich bin mit der klassischen Photographie aufgewachsen und da gehörte ein Blendenring zu einem ordentlichem Objektiv dazu! Ich gehöre also zur alten Schule und demnach zum alten Eisen. Ich kann mich einfach nicht mit dem Rädchen anfreunden. Mit ´nem Blendenring bin ich schneller.
3. Die Objektive auch die der L-Serie fühlen sich nicht wertig an. Sie sind zwar schwer (gutes Glas wiegt nun mal etwas), es ist aber auch viel Plaste dabei. Da gibt es andere Hersteller die das besser können.
4. EOS-Objektive denken zu viel. Ich habe festgestellt, das ich zum einen die Elektronik nicht brauche und zum anderen die Objektive irgendwann einmal in der Tonne landen, wenn die Elektronik versagt (je mehr Komplexität in einem Objektiv ist, desto anfälliger ist es für Fehler und desto geringer fällt auch die Lebenserwartung aus), was uns zum letzten Punkt bringt:
5. Digital ist schweineteuer! Wenn einer sagt das die Folgekosten bei digital gering sind, der lügt! Wenn jemand anfängt von Grund auf sich ein System zusammenzubauen, dann kommt als erstes natürlich die Anschaffung der Kamera und der Objektive, dann braucht man auch noch die „Photowerkstatt“ und weil einige Sachen da noch nicht so richtig funktionieren, braucht‘s auch noch den „Lichtraum“ von der selben Firma und da auch man die Verzerrungen der Linsen korrigiert haben möchte, welche die Photowerkstatt in der bisherigen Version nicht konnte und der Nachfolger nur unzureichend kann, auch noch DXO Pro Elite (die 5D wird nur in der teuersten Version unterstützt). Zusätzlich kosten die Upgrades auf die neuen Versionen der jeweiligen Software auch wieder etwas. Dann kommt nach spätestens einem halben Jahr eine neue Festplatte hinzu, da sich die digitale Bildanzahl exorbitant steigert (man wird wohl etwas undiszipliniert mit digital). Ich traue keiner CD oder DVD als Langzeitspeichermedium. Das Zeug hält nur drei Jahre, dann sind die Dinger nicht mehr lesbar. Deshalb benutze ich dicke Festplatten in einer Raid 0 Anordnung. Und zu guter allerletzt verbraucht man viel mehr Zeit, um die Bilder  (nach-) zu bearbeiten.
Natürlich kostet auch die Analoge Welt etwas und wenn es hybrid weitergehen soll, dann kommen einige Kosten aus dem digitalen Workflow hinzu. ABER: Ich weiß, wann meine Investitionen sich bei analog amortisiert haben! Wieviel digitale Bilder muß ich eigentlich in Photoshop, Lightroom und DXO Pro Elite bearbeiten, bis diese sich finanziell rechnen? Ich kann es bei digital nicht quantifizieren, bei Film schon! Wohlgemerkt, ich bin Hobbyphotograph und kein Profi und verdiene demnach auch kein Geld mit meiner Art der Photographie.
Was mach ich nun aber mit dem Teil - die EOS meine ich?
Nach langer Überlegung habe ich beschlossen, daß ich die Kamera behalte und das 24-105er für die schnellen Augenblicke nutze. Ansonsten baue ich mir zum Beispiel mein 500er F8 Reflex-Nikkor dran.
Wie? Was? Nikonobjektive an Canon? JA! Ein Adapter macht‘s möglich! Ein Riesenvorteil des EF-Mounts ist, daß das Loch im Kamerakörper so groß und das Auflagemaß für die Objektive so klein ist! Die Welt wird wieder schön und bunt!
ENDLICH, Genaue Fokussierung durch meinen geliebten Autofokus - meine Augen - , keine Elektronik in den Objektiven, keine Abhängigkeit von einem Kamerahersteller bei den Objektiven, ein Blendenring (ok, beim Reflex-Nikkor zwar nicht, aber was solls). Eine Riesenauswahl an „verzerrungsfreie“ Linsen und das von Contax, Leica R, Nikon, Mittelformat, usw.
Meine EOS 5D hat endlich einen Platz bei mir in meinem Workflow gefunden, der für mich einen photographischen Sinn ergibt. Bunt im Kleinbildformat meine EOS 5D, schwarzweiß ist es meine Leica M3 und ansonsten gibt es bei mir nur noch Mittel- und Großformat (Color & S/W im MF und S/W im GF). Ich bin nicht mehr böse über die Investitionen in die Programme, da ich mit den „besseren“ Objektiven eine höherwertiges Bild allein bei der Aufnahme bereits realisieren kann und somit der Bearbeitungsaufwand hinterher demnach sinkt und ich mich auf das photographieren konzentrieren kann. Ich betrachte den digitalen Workflow und damit meine Kamera nicht mehr als Fehlinvestition, ich werde aber auch nicht hundertprozentig digital in Zukunft photographieren.
Ich nutze die digitale Photographie zusammen mit der analogen, das ist die Quintessenz. Die Priorität liegt klar bei der analogen Photographie, aber bei den ab und an „schnellen Augenblicken“ und beim „farbigen“ Kleinbildformat bin ich digital unterwegs.
Artikel
Freitag, 11. Juli 2008